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ATHEN - Museum Afis – „Bitte berühren“ - Blindenmuseum

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2016-08-18 2023-11-17 18.08.2016
Blinden Museum Athen 0004
Blinden Museum

„Bitte nicht berühren!“ „Please don’t touch!“ warnen Schilder in allen Museen der Welt, vor allen wichtigen Kunstwerken. In allen? Es gibt fünf Museen weltweit, wo das Gegenteil gilt: „Bitte berühren!“ In den Museen für Blinde nämlich und für Menschen mit Sehbehinderung.
In Athen müssen Blinde auf den Besuch im Museum nicht verzichten. Im „Museion Afis“, „Tastsinn-Museum“ in Kallithea, Doiranis Strasse 198, können sie alle berühmten Werke aus verschiedenen Epochen „ertasten“. Blinde Menschen aus Griechenland und der ganzen Welt bekommen die Möglichkeit, „einen großen Teil des Kulturerbes in seiner Größe, Schönheit, Reichtum und ästhetischen Vollkommenheit“ (so die Direktion des Museums) durch ihren Tastsinn kennen zu lernen.

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Blinden Museum

Das Blindenmuseum wurde in Athen im Jahr 1984 vom Verband „Leuchtturm der Blinden Griechenlands“ gegründet. Dieser existiert in Griechenland seit 1946 und steht unter der Aufsicht des Ministeriums für Gesundheit und Soziales.
Nach dem Erdbeben in Athen 1999 blieb das Museum vier Jahre lang wegen Renovierungsarbeiten geschlossen und wurde erst im März 2004 wieder eröffnet. Ermöglicht wurde dies vor allem durch die Unterstützung des Vereins „American Friends for the Blind“ in Massachusetts / USA, des griechischen Ministeriums für Gesundheit und Soziales und des Kultusministeriums.
Das Athener Blindenmuseum wurde im Jahr 1988 als „Museum des Jahres“ ausgezeichnet.
Im Museumsgebäude in der Doiranis Strasse, das unter Denkmalschutz steht, sind alle baulichen Maßnahmen getroffen worden, damit alle Behinderten leichten Zugang haben. Auch nicht sehbehinderte Erwachsene und Kinder, welche die Kunstwerke anders „erleben“ wollen, sind willkommene Besucher. In diesen Räumen werden sie darüber hinaus mit der besonderen Situation der Blinden konfrontiert und für ihre Problematik sensibilisiert.

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Blinden Museum

Die Kunstwerke im Athener Blindenmuseum sind originalgetreue Kopien beziehungsweise Abgüsse von Statuen aus Marmor oder Bronze, die aus den wichtigsten Museen Griechenlands zusammengetragen wurden. Die meisten Werke sind Duplikate vom Nationalmuseum in Athen, aber auch aus dem Akropolis-Museum, dem Archäologischen Museum in Heraklion, den Museen in Olympia, Delphi oder dem Museum für kykladische Kunst.
Als besonders sehenswert – in diesem Fall „ertastenswert“ gelten in der Sammlung die Skulpturen der Aphrodite von Milos, des Hermes von Praxiteles, des Zeus vom Artemision, des Wagenlenkers von Delphi, des Asklepios und viele mehr, sowie die Maske des Schauspielers aus Delphi, das Kykladische Idol, das riesige Vorratstongefäß aus Knossos und andere.
Das Museum verfügt über eine reiche Sammlung von Originalabbildungen aus der Archaischen Zeit wie der Kykladischen Kunst, der Minoischen und der Mykenischen Zeit. In den Sälen werden die Perioden der Archaischen, der Klassizistischen und der Hellenistischen Epoche dargestellt. Die ausgestellten Gegenstände waren Opfergaben an die Heiligtümer in Athen, Delphi, Olympia oder aus Grabmälern.

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Blinden Museum

Anlässlich der Olympischen Spiele in Athen wurde ein Saal mit zehn Exponaten zu diesem Thema eingerichtet. In der Mitte des Saales erhebt sich die berühmte Statue von Hermes von Praxiteles. Außerdem kann hier der Besucher eine Reliefkarte von Attika entdecken, mit allen Bauten für die Olympischen Spiele sowie für die Paralympics.
Darüber hinaus findet man eine kleine Sammlung von Kopien von Vasen und Gefäßen mit den charakteristischen Formen griechischer Töpferkunst.
Als Beispiel Byzantinischer Kultur findet man im Blindenmuseum ein kleines, vollkommen ausgestattetes Kirchlein, mit einer aus Holz geschnitzten Altarwand und verschiedenen Gegenständen für die Heilige Messe.
Dank der guten Zusammenarbeit mit dem „Verein der Freunde der Akropolis“ ist die Abbildung des Akropolis-Hügels in der Zeit des 5.Jh. v.Chr. entstanden.
Alle Säle des Museums sind speziell für Blinde und Sehbehinderte konzipiert. Die Beschreibung der Kunstgegenstände ist in der Blindenschrift „Braille“ verfasst und mit großen Buchstaben versehen, die für Sehbehinderte leicht lesbar sind.
Für blinde und sehende Kinder zwischen acht und vierzehn Jahren bietet das Museum seit 1999 ein „pädagogisches Programm“ an mit dem Titel „Wir fühlen die Antike“.

„Pharos Tyflon“ und „Museio Afis“
Athen – Kallithea